(M)Einblicke

lieben - leben - frei sein

Freitag, 27. Februar 2009

Alte Zeiten

Plötzlich und unerwartet stehen Menschen einfach vor der Tür. Oder aber sie melden sich. Aus heiterem Himmel reißen sie Wunden auf, lassen Verblaßtes und längst Vergessenes wieder aufleben.
Es ist, als wäre die Zeit im Bruchteil einer Sekunde einen Quantensprung zurückgesetzt. Alles ist präsent, aktiv, fühlbar, greifbar - erlebbar. Und wieder trifft es mitten ins Herz. Nein, es trifft nicht immer nur ins Herz, es erschüttert alles. Man muss sich halten, festhalten an dem, was da ist. Kann sich intergrieren in den Alltag, um in dessen Sicherheit im Taumeln nicht zu fallen. Und dennoch... Die Gedanken kreisen, der Magen dreht sich um. Seelisch wie körperlich ist da wieder dieses Ausgeliefertsein. Damals wie heute gibt es keine Erklärung. Weil immer noch keine Klarheit herrscht.
Und da steht sie - die Antwort. Sie flüstert leise und liebevoll: 'Sieh hin, schau nicht wieder weg. Nimm wahr, sei achtsam!'
'Wo soll ich hinschauen?'
'Dahin, wo es schmerzt.'
Dahin wo es schmerzt? Und was dann?
Dann folgt die Ehrlichkeit, die die Klarheit mit sich führt. Manchmal trödelt die Klarheit ein wenig und läßt auf sich warten. Aber sie findet uns immer.
Oft führen wir uns auch in eine unerwartete Richtung. Das, was als Liebesschmerz begann, wird plötzlich Dankbarkeit für eine tiefe und wichtige Freundschaft. Wir dürfen erstmal bekannte Pfade betreten, um letztlich eine neue Richtung zu finden.
Ehrlichkeit ist so wichtig - überall. Aber am wichtigsten uns selbst gegenüber. Nie sind es die anderen. Immer bin ich es selbst! Immer! Das ist das, was am meisten schmerzt. Weil wir gelernt haben, zu urteilen, zu werten. Wir sollten das lassen! Wie sollen wir uns lieben, wenn wir uns immer wieder selbst richten? 'Oh, das habe ich nur getan, weil....'. Wie fühlt sich das an? Ich finde es einfacher und klarer zu sagen: 'Das habe ich getan.' Dann ist es nämlich vorbei. Es ist vergangen. Dann kann ich es neu entscheiden. So habe ich es eben getan. Jetzt mache ich es anders. Einen Punkt setzen.
Und plötzlich betritt die Klarheit den Raum. Sie hat jetzt wieder Platz. Wenn ich alles bei mir lasse, dann kann ich auch wieder Antworten hören.
Und dann habe ich Frieden zuzuhören, wieso der Schmerz mich immer noch mit ungehemmter Kraft ereilen kann. Weil ich ihn mit Distanz betrachten kann. Vielleicht finde ich nicht immer eine plausible Antwort. Aber die brauche ich dann auch nicht mehr. Weil ich mich in Liebe angenommen habe. Ich habe mir meine Entscheidungen erlaubt.

Manchmal sofort, oft aber erst später erkennen wir den Schatz in jeder Situation. Und sei es nur die Lehre, es beim nächsten Mal anders zu machen. Einiges müssen wir tausendmal tun, um so sehr daran zu leiden, dass wir beim nächsten Mal weiterziehen können. Wenn das so ist, sind aber immer Engel um uns, die uns stützen und uns zur Seite stehen.

Und ab und zu dürfen wir selbst die Engel sein. Besonders wenn wir verstehen können... Dann sollten wir da sein. Um uns selbst und den anderen zu heilen.
Das ist das Geschenk der Freundschaft!

6 Kommentare:

  1. Liebste Anke, ich danke Dir! Du bist mein Engel, der mir zur Seite steht - schon seit so vielen Jahren. Wenn meine Welt mal wieder ins Wanken gerät, bist Du bei mir und rückst sie wieder ein bißchen gerade. Den Rest muß ich dann tun, ich weiß. Aber Du unterstützt mich dabei, immer ernsthaft, aber nicht ernst, immer mit Humor, aber nie belustigt.
    Ich umarme Dich und danke Dir für das größte Geschenk: Deine Freundschaft.
    Deine Freundin Anja

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  2. Hallo Anke,
    deine Worte treffen mitten ins Herz. Ich hatte in meinen Teenagerzeiten gute Freunde. Irgenwie ist es dann auseinandergegangen. Vor zwei Jahren kam einer davon zu mir. Ich erkannte ihn erst gar nicht. Er war krank, sehr krank. Weil ihn wohl so richtig keiner wollte, war er oft bei uns zu Besuch. Manchmal war ich dann froh, wenn er wieder weg war. Und nun ist er tot. Und ich wünschte, ich hätte nie diesen Gedanken gehabt. Ich wünschte, er wäre hier.Das musste ich jetzt los werden. Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich deine worte gelesen habe. Es ist schön, gute Freunde zu haben.
    Liebe grüße Chrissi

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  3. Liebe Anke,
    Nun wollte ich mir endlich Deinen Blog in Ruhe etwas genauer anschauen und treffe als erstes auf diesen Post...
    Nur beim durchlesen ist alles wieder präsent...
    In meinem Leben ginge es in diesem Fall leider nicht "nur" um Freundschaft sondern etwas mehr und doch hoffe ich vom Herzen,dass dieser Tag nie kommen wird. Nur durch die Distanz konnte ich lernen damit umzugehen. Nur dadurch konnte ich aufhören mich hilflos zu fühlen. Ausgeliefert zu sein... Deine Worte sind für mich so klar und nachvollziehbar dass es schon wieder weh tut, aber mir gleichzeitig vor die Augen führt, dass es mir jetzt endlich gut geht. Seit der Distanz so wirklich das erste mal in meinem Leben... Doch sollte so ein Tag doch mal kommen, dass meine Vergangenheit mich einholt so denke ich: so lange kein Vertrauen da ist wird man nie Klarheit schaffen können,denn man wird nie mehr blind an die Ehrlichkeit glauben,oder?
    Und Du hast Recht...Manchmal muß man etwas tausend mal tun um zu begreifen. Sich tausend mal verletzten zu lassen damit die Hoffnung und der Glaube an das Gute wo keins ist, endlich stirbt. Nun hab ich vor einiger Zeit einen Punkt gesetzt und endlich konnte mein Leben weiter gehen... So wie ich es wollte...

    Ich danke Dir vom Herzen für diesen Post... Ich bin mir sicher Deine Worte werden mich noch sehr lange begleiten...

    Wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende und sende die allerliebsten Grüße,Pati

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  4. Guten Morgen Anke,

    ich mußte das jetzt erstmal drei Mal in Ruhe lesen um die Worte auf mich wirken zu lassen...sehr schön geschrieben. Mein aufrichtiges Kompliment. Es ist selten, dass Worte einen zum Nachdenken anrühren. Vor allem aber paßt dein wundervoller Text überall hin..man kann ihn auf so viele Dinge übertragen..Vielleicht werde ich heute zum Telefon griefen und jemanden anrufen..ist schon längst überfällig

    Grüßlis Christine

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  5. Liebe Anke!
    Deine Worte haben mich zu Tränen gerührt, Wunden aufgerissen, die noch sehr frisch sind und Gefühle aufgewühlt, die ich in mir trage und noch nicht zuordnen kann. Auch, wenn ich im Moment weder die Zeit, noch die Energie und Kraft habe darüber nachzudenken, so werde ich die Worte im Herzen tragen und sie lesen, wenn ich ein wenig zur Ruhe komme.
    Vielen lieben Dank dafür!
    Manou

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  6. Liebe Anke
    Du hast eine Gabe... Gefühle in Worte zu fassen... sacht und ganz fein.. durch deine Worte berührst du viele Herzen. Die Leser fangen an sich Gedanken über tiefer sitzende Gefühle, über verschüttete (verdrängte?) Vergangenheit zu machen.
    Danke, liebe Anke, für Deine Ehrlichkeit und für Dein grosses Herz! :-)
    Liebe Grüsse
    Claudine

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